Schon bei der Eröffnung war ich überrascht von dem warmen Empfang und Interesse für das Projekt. Die Unterkunft scheint eine starke Gemeinschaft zu hegen – jemand repariert wöchentlich die Fahrräder der Bewohner, es gibt regelmäßige Treffen, bei denen geladene Gäste etwas präsentieren, Neuigkeiten ausgetauscht werden, oder einfach Kicker oder Skat gespielt wird. Bei einem dieser Treffen habe ich mein Projekt noch einmal vorgestellt, und war erstaunt wie viel Zeit sich einige der Bewohner dafür nahmen. Auch kommen immer wieder einzelne Menschen auf ein Schwätzchen bei meinem Tiny House vorbei, schon zwei Mal hat mir jemand eine Kleinigkeit zu Essen vorbeigebracht, und abends bin ich regelmäßig zu einer kleinen Runde um die Shisha willkommen.
Die Gastfreundschaft macht mich manchmal regelrecht verlegen. Hier bin ich Gast, aber ein Gast mit den Privilegien eines unbegrenzten Aufenthaltstitels. So sehr ich mich auch um meine Integration in der Unterkunft bemühe, meine persönliche Erfahrung dieses Ortes wird doch nicht die gleiche sein wie die der geflüchteten Bewohner, und so fühle ich mich manchmal trotzdem etwas fremd und begegne allen mit einer großen Portion Demut.
Meine Idee den bühnenartigen Green Screen im Hof der Unterkunft zu errichten scheint dennoch auf Resonanz zu stoßen, natürlich besonders bei den Kindern, die mich jeden Tag auf Schritt und Tritt verfolgen. Für die Photo- oder Videoarbeiten möchte ich den Ort als Zwischenstation untersuchen, zwischen den verlassenen Orten der Vergangenheit und den imaginierten Orten der Zukunft. Die Biografien und kulturellen Identitäten der Bewohner sind oft komplex, und viele Fluchtgeschichten ziehen sich über Jahre durch mehrere Orte und Länder. Die Suche nach einer einer sicheren Bleibe in der Zukunft, und die damit verbundene Ungewissheit, ist das verbindende Thema für fast jeden hier.
Doch zuerst muss der Green Screen fertig werden. Das Bild trügt – es ist in einem der sehr seltenen Momenten entstanden, an dem sich die Kinderschar hinter die Kamera begeben hat…